Schaukelei über den Kalmarsund, nochmals Karlskrona, in die Hanöbucht nach Åhus, 21.+22.6.23

3.45 Uhr schleicht sich INTI🌞 aus dem Hafen von Stora Rör. Der Sonnenaufgang ist faszinierend, hinter der Ölandbro erwacht auch Rasmus, wir segeln. Ist das schön. Dieses Licht, diese Stimmung sind besonderen Momente, die in der Erinnerung bleiben.

Nicht lange und wir setzen die Genua ins zweite Reff und das Groß ins erste. Rauschefahrt.

Der Skipper legte sich nochmal aufs Ohr bis ihn die elende Schaukelei durch die nun nicht mehr von Öland gebremste Welle nervt. Die Reffs sind längst wieder raus und nun passen Wind und Wellenhöhe überhaupt nicht mehr zusammen. Gefühlt 2m hoch von der Seite alle paar Sekunden bei 7 knt Wind von Achtern, das wird nix. Die Segel schlagen schmerzhaft 😩. Wir versuchen Motor mit Groß, Motor mit Genua. Dazu regnet es auch immer wieder. In der Pantry fällt alles sofort um. Pipi ist Akrobatik.


Als wir endlich um die südliche Spitze des Kalmarsund westlich segeln können ist alles wieder gut. Gemütlich geht es bis kurz vor Karlskrona, wo es uns schon vor 10 Tagen gefiel.

Doch Karlskrona ist diesmal nur ein Stopp für eine Nacht, morgens gegen 8 verlassen wir es wieder. In der Hafenausfahrt ist schon Betrieb. Autofähren, Stena-Line-Fähren von vorn und (huch, wo kommt die denn her 😳) von hinten, rasende Sprinterfähren und wir mittendrin herrlich am Wind rauschend.


Draußen dann elende Wellen aus mehreren Richtungen und Wind aus Zielrichtung. Bei jeder 7. Welle steht INTI🌞. Kennen wir ja und soll in der Hanöbucht auch nicht unüblich sein. Nach 11 sm Wende und auf den für 14 Uhr versprochenen Winddreher, der uns dann nach Simrishamn bringen soll, hoffen. Schönes Segeln am Wind, aber genau nach Åhus. Erst 17 Uhr kommt der Dreher, da sind es noch fast 25 sm, d.h. ca. 5h bei 5 knt speed over ground bis Simrishamn. Das fällt nun aus. Nicht schlimm, auch wenn wir eigentlich Richtung Westen etwas mehr Strecke machen wollten. Doch kennen wir Simrishamn ein wenig aus unserem Törn 2017 und irgendwie reizte es uns bereits auf der Tour nach Nord, in Åhus 🇸🇪 vorbei zu schauen und mit Aarhus 🇩🇰 zu vergleichen.
Ist natürlich Quatsch, denn Aarhus ist nach Kopenhagen die größte Stadt Dänemarks und in Åhus hat nur ca. 10.000 Einwohner und ist entwicklungsgeschichtlich anders geprägt.

Wir nehmen nochmals die Segel rum und legen nach mehr als 11h in Åhus an. Die Einfahrt erinnert an Mordor in Mittelerde, etwas gruselig die 2 großen Bauten, durch die die Einfahrt zum Seglerhafen erfolgen soll. Von Nahen entpuppen sie sich nicht etwa als große Kirchen o.ä., sondern profane, unromantische Industriebauten. Ist man durch das verhältnismäßig kleine Industriegebiet durch, öffnet sich der Fluss Helge mit mehreren Häfen in idyllischer Schönheit. Wir legen uns ans rechte Ufer, an einen Platz mit Seitensteg.

Nach dem Abendessen vertreten wir uns die Beine im mittelalterlichen Stadtkern von Åhus, der direkt an den Hafen grenzt, in dem wir festgemacht haben. Zahlreiche schnuckelige Restaurants führen uns in Versuchung, doch die Bäuche sind zum Glück voll. Um den Marktplatz herum stehen alte und sehr alte Häuschen. Am Ende des befahrbaren Flussteiles quert ihn eine ehemals drehbare Brücke. Dahinter sieht’s fast aus wie in den Seitenarmen der Havel.

Wie der Name der Küste der Hanöbucht hier, nämlich Aalküste, verrät, spielte der Aal für die hier lebenden Fischer eine große Rolle. Ebenso bedeutsam für die Entwicklung des Ortes ist sicherlich, dass hier an der Aalküste vor allem Ende des 19. Jahrhunderts bis 1964 Tabak angebaut wurde. Damals lag die Jahresproduktion bei 400 Tonnen. Es wurde auch eine “Åhus-Havanna” hergestellt. Beides Vergangenheit. Aber seit 1879 wird im Ort Schwedens weitaus größter Exportschlager der Lebensmittelbranche, der Absolut Vodka gebrannt. Aal, Tabak und Wodka – auf einer Seite im Internet werden sie als die drei Sünden Schwedens bezeichnet. Kommt sicherlich auf den Betrachtenden an, letztlich entscheidet wie bei fast allem die Dosis. 😉😋

Zu erwähnen:

  • die Sanitäranlagen 🤢,
  • die aufheulenden Motorräder ganzer Gangs und die röhrenden Oldtimer, mit denen junge Leute die Promenadenstraße entlang düsen,
  • Musik aus den gegenüberliegenden Restaurants
  • ab 23 Uhr absolute Ruhe,
  • Hafenmeister weder abends noch morgens in seinem versteckten Büro angetroffen, keine Chance Hafengebühren zu entrichten. Dankeschön an die Stadt!

Gegen 8 morgens legen wir kurz an der benachbarten Tankstelle an und machen uns auf die Weiterfahrt gen Süden. Mal schauen, wohin uns es treibt.

Das Wetterfenster zeigt für den Beginn unserer letzten Urlaubswoche wieder starke Winde an, da wäre es gut, sicher angebunden zu sein.

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